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JA-SAGER

Ich las die Geschichte von Jona und fragte mich: Was ist das grösste und offensichtlichste Wunder dieser Geschichte? Dass Ninive gerettet wurde? Offensichtlich JA. – Aber ist das wirklich das, was uns diese Geschichte vermitteln will?

Wenn ich das Leben von Jona betrachte: Ein Prophet Gottes… Kein wirklich gutes Vorbild, eigentlich ein «Gegenbild». – Mach es ja nicht wie Jona! Oder doch ein Vorbild? Im Studium dieser Geschichte wurde es mir klar: Eines der 
grossen Wunder, das uns in dieser Geschichte begegnet, ist die Transformation von einem «Nein-Sager» zu einem «Ja-Sager».
JA, Gott, ich kehre um. Ich habe erkannt: Meine Flucht macht keinen Sinn. Dein Arm vermag mich sogar dort zu erreichen, wo ich am Grunde des Meeres bin. JA, Gott, ich erkenne: Deine Güte ist besser als mein Rizinusstrauch. Und schlussendlich landet diese unglaubliche Geschichte in der Bibel. Wieso? Weil Jona gelernt hat, JA zu sagen zu dem, was Gott mit ihm vorhat.
 
Tönt gut, tönt logisch. Tönt vorbildhaft und man ist versucht, JA zu sagen. Aber wirklich? Wie ist es in unserem Alltag mit diesem JA? Ich habe Kinder und Teenager zu Hause. Gefühlt jede 5 Minuten kommen Forderungen, Ideen, Bedürfnisse… kombiniert mit meinem Alltag sind das oft zu viele Ansprüche, zu viel, wo ich mich entscheiden muss. – Wie einfach ist da ein NEIN. Nein, als Abgrenzung, Nein aus der Überforderung, Nein als Schutzmassnahme. Im persönlichen Reflektieren merke ich: Diese Abgrenzung bedeutet auch, dass ich nicht wirklich hinhöre, nicht auf die Ideen und die Inspiration achte, die in den Fragen stecken könnten. Ich höre nicht hin, weil ich im Tunnelblick meines Alltags stecke.

Eine Aussage von meinem Sohn küsst mich wach. Ja, ich sage küsst, weil ich merke: Gott rüttelt nicht, er macht nicht mit Gewalt auf etwas aufmerksam. Aber diese sanften «Küsse», dieses stetige Anstupsen ist es, was mich immer wieder WIRKLICH aufwachen lässt. Mein Sohn reflektiert also mein Verhalten nach einer Begebenheit. 


Eine Nachbarin kommt zu uns. Sie braucht Hilfe. Natürlich helfe ich. Ich gehe zu ihr nach Hause und wie von göttlicher Hand geführt, kann ich das Problem lösen – auch ein wenig zu meinem eigenen Erstaunen :-). 
Doch wieder zu Hause meint mein Sohn: «Papi, für andere hast du immer Zeit, aber für uns nicht.» Schlagfertig kontere ich: «Die Nachbarn kommen aber auch nicht alle fünf Minuten mit irgendeiner Idee!» BOOM! – Papa hat gesprochen, Papa hat gesiegt. 

Doch will ich das? Die Situation geht mir nach, länger als erwünscht. – Jesus weckt mich. Ich realisiere: Mein Herz hat eine Mauer des NEIN-Sagens gezogen. Und was fast das Schlimmste ist – ich reagiere vor allem so bei denen, die mir am nächsten sind. Das möchte ich nicht. «Entschuldige, Jesus! Hilf mir aufzuwachen!»

Und dann kommt der Abend. Meine Kinder sollten im Bett sein. Ich will noch arbeiten. Mein Sohn kommt aus seinem Zimmer und fragt: «Papi, können wir noch etwas spielen?» – «WAS, was soll das? – Du weisst genau: Jetzt ist Feierabend, ich habe noch zu tun, und du hast morgen Schule…» Mit gesenktem Kopf trottet er wieder in sein Zimmer. 
Da ist er, dieser sanfte Kuss: «Michi, was ist schon dabei? 10–15 Minuten? Schenk ihm diese Zeit! Oder noch besser: Schenk allen diese Zeit!» Und ihr kennt ja mein Motto aus Joh. 2,5: «Was immer er euch sagt, das tut.» Also gehe ich – zugegebenermassen selbst total aufgeregt – zu den Kinderzimmern. «Also, kommt nach unten! Ich bin noch für ein Spiel zu haben.» 20 Minuten haben wir gespielt. Nicht der Rede wert – eigentlich – aber mit riesiger Wirkung. «Papi, das war so genial! Können wir das jeden Abend machen?»
 
Mein Herz ist bewegt. Ich glaube nicht, dass wir immer und überall JA sagen müssen, aber vielleicht mehr eine Grundhaltung für das JA bewahren sollten. Das, glaube ich, ist wichtig. Nicht einfach NEIN – als Abgrenzung und als Rückzug. Sondern JA – Jesus was soll ich machen? Was ist dran?

Werden wir zu JA-Sagern, weil Menschen in unserem Umfeld ein Ja brauchen! Ein Ja zu ihrer Person, ein «JA – Du bist geliebt und du bist es wert.»

 

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