Thema und Referent

Mitte des 18. Jahrhunderts sind Glaube und Religion heiss diskutierte und politisch umstrittene Themen. Während sich in Gegenden wie Zürich und Genf die Reformation durchsetzt, wird das selbständige Lesen der Bibel in anderen Teilen der Schweiz unbarmherzig niedergeschlagen. Wer sich dem Verdikt der Kirche widersetzt, wird brutal verfolgt. Einer, der das im Luzerner Hinterland erlebt, ist Jakob Schmidlin, der nach dem Lesen der Bibel einen selbstbestimmten Glauben leben will. 1747 wird er monatelang gefoltert und anschliessend zum Tod verurteilt. Sein Hof wird ver-brannt und stattdessen eine sieben Meter hohe Schandsäule aufgesetellt. Deren Inschrift: "So ergeht es jedem, der die Bibel liest!" Weitere 80 Angeklagte müssen die Schweiz verlassen, kommen in Haft oder auf die Galeere.
Die spannende Geschichte des "Sulzig Joggi" wird im Gottesdienst erzählt und der Frage nachgegangen, was wir für uns heute daraus lernen.


Klaus Aeschlimann, verheiratet mit Marie-Louise, ist seit über 40 Jahren als evangelischer Pfarrer im Bund FEG tätig - die meiste Zeit davon in der Innerschweiz. Schon früh ist er mit der tragischen Geschichte des "Sulzig Joggi" in Berührung gekommen, die ihn bewegt und Fragen aufgeworfen hat. Wie kann es sein, dass allein der Besitz und das selbständige Lesen der Bibel für die damalige religiöse Elite eine derartige Bedrohung darstellte? Wie sieht selbstbestimmter Glaube aus? Und was machen wir heute aus unserer Glaubens- und Gewissensfreiheit, die zum Teil so teuer erkauft wurde?